Westkurve
KANAL VERquer GEWÄSSERQUERUNG ÜBER DEN STÖRMTHALER KANAL - Entwurf von Hagen Ludwig & Timm Fröhlich
Im Rahmen des studentischen Ideenwettbewerbs KANAL VERquer kommt dieser Entwurf dem Wunsch nach einer touristisch attraktiven Schließung des Rundwegs um den Störmthaler See mit einer identitätsstiftenden Pylonbrücke nach. Die Überquerung des Kanalbetts wird dabei als naturnahes Erlebnis inszeniert, während der Pylon sich ausdrucksstark in das Panorama aus alten Tagebaumaschinen, der Autobahnbrücke, Waldgebieten und dem See einfügt. Die WESTKURVE positioniert sich in unmittelbarer Nähe zur Mündung des Kanals in den Störmthaler See und schließt so intuitiv den gewünschten Rundweg für Fahrradfahrer und Fußgänger: Der Zugang zur Brücke auf der Nordseite des Kanals befindet sich dort, wo der bestehede Weg in Richtung der Kanuparkschleuse abbiegt und erst hinter der Autobahnbrücke eine Überquerung des Kanals ermöglicht. Am Südufer wird die Brücke an der Weggabelung auf dem Damm zwischen Kanal und Wald betreten. Der elegante Schwung der WESTKURVE ermöglicht zum Einen, dass die vorhandenen Wege an den Ufern des Störmthaler Sees direkt aufgenommen und fortgeführt werden. Zum anderen nutzt er den Höhenunterschied zwischen den An- und Austritten, um gestalterisch spielerische Antworten auf die Forderungen nach Barrierefreiheit und Durchfahrtshöhe zu formulieren. Indem sich der innere der beiden Wege zur Brückenmitte hin absenkt, so Treppen- und Sitzstufen ausbildet, entsteht eine räumliche Spannung auf der Brücke, denn der äußere Weg wird zu einer Galerie, auf der man über dem See zu schweben scheint. Die persönliche räumlich-physische Begegnung des Brückennutzers mit der Umgebung wird außerdem provoziert, indem der Boden des inneren Weges aus Gittern besteht, durch die unmittelbare visuelle Beziehungen zu Vegetation und Wasser entstehen. Der Querungsbau leistet an dieser Stelle mehr als eine bloß funktionale Verbindung zweier Ufer, denn die Geste, mit der sich der Steg von Ufer zu Ufer bewegt, lädt zum Verweilen und Innehalten ein. Mit ihrer Lauflänge von über 200 m wird die WESTKURVE zu einem eigenständigen Bestandteil des Rundwegs. Sie weitet sich zu ihrer Mitte hin auf und bietet zusätzlich zu den Wegbahnen für Radfahrer und Fußgänger verschiedene Aufenthaltssituationen mit Blick über den Störmthaler See, der so als vorbildhaftes Anschauungsobjekt für gelungene Umstrukturierung ehemaliger Tagebaugebiete zu Naherh lungsgebieten gewürdigt wird. Der Pylon ragt als Antagonist der durch den Weg formulierten Horizantalen gen Himmel. Der leichte Knick und die dreieckige Grundform, verleihen ihm Schlankheit und Anmut. Er ist von weitem zu sehen und bildet so eine unmissverständliche Adresse für die neue Brücke. Als Referenz an die beeindruckenden Kohlebagger und die Geschichte des Ortes wird für das Tragwerk das Prinzip des Gegengewichts aufgenommen. So wie bei den am Horizont stets gegenwärtigen Maschinen werden Eigen- und Nutzlasten der Brücke in den Pylon geleitet, indem statt einer Abspannung und Verankerung im Boden ein freischwingendes Betongewicht am Pylon hängt. Die Sichtbarkeit der Konstruktion und die inszenierte Nachvollziehbarkeit der Kräfteflüsse verleihen der WESTKURVE außerdem den Charakter nahbarer Ingeneurskunst in einer Region, die ihr touristisches und kulturelles Potential erkannt und zu verwirklichen begonnen hat.