TWISTED
Eine hyperbolische Skulptur
TWISTED basiert auf dem Strukturprinzip eines „Rotationshyperboloiden“ nach Wladimir Schuchow.
Ende des 19. Jahrhunderts entwarf der russische Architekt Wladimir Schuchow diese neue Tragwerkstypologie: den hyperbolischen Gitterturm. Er wollte einen Turm bauen, der höher als der Eifelturm aber mit weitaus weniger Stahlmenge zu errichten wäre. Schuchows Strukturprinzip formt aus geraden Verstrebungen ein gitterartiges doppelt gekrümmtes Tragwerk um kreisförmige Zwischenebenen. Daraus entsteht der sogenannte „Rotationshyperboloid“. Dieses Hyperboloid zeichnet sich durch seine stapelbare Leichtbaustruktur aus, die trotz geringstem Eigengewicht eine hohe Lastaufnahmekapazität aufweist.
Neben zwei ca. 150 Meter hohen Türmen in Russland werden Konstruktionen nach dem Schuchow-Prinzip beispielsweise bei Freiluftmasten, Sendetürmen oder Antennentürmen verwendet.
Entwurfsidee
TWISTED führt dieses Strukturprinzip Schuchows formal weiter, indem die zentrale Achse nun nicht mehr gerade, sondern gekrümmt ist. Dadurch sind die Zwischenebenen räumlich geneigt und erweitern den Rahmen gestalterischer Möglichkeiten in erheblichem Umfang.
Die Geometrien der Einzelteile wurden in einem digitalen Modell generiert, so dass sich durch minimalen Materialeinsatz die maximale Stabilität erreichen ließ. Gleichfalls diente das Modell der konstruktiven Ausarbeitung der Verbindungspunkte und Festlegung der Bauteilgeometrien, mitsamt den Durchstößen bzw. Einschnitten der Verbindungsstellen.
Aluminium statt Stahl
Anstelle von Stahl wurde der Prototyp mit 4 Millimeter dünnen Verstrebungen als „Stripes“ aus Alucobond realisiert. Alucobond ist ein sehr leichtes Verbundmaterial, welches regulär als Fassadenplatten genutzt wird. Der industrielle Zuschnitt der nur 2 cm breiten Stripes mit ihren integrierten Faltgelenken stellte eine Herausforderung dar, die durch die enge Zusammenarbeit mit dem Projektpartner BOBO gelöst werden konnte.
Ausstellung
TWISTED wurde erstmalig auf der Designers´ Open 2015 in Leipzig präsentiert und beeindruckte dort Besucher*innen und Fachleute gleichermaßen.
Aktuell ist die Forschungsgruppe FLEX auf der Suche nach interessierten Partnern, um die Idee in Anwendungsprojekten weiterzuentwickeln.
Projektbeteiligte
Bearbeiterinnen: Lena Salm, M.A., Sophie Seifert, M.A.
Betreuer: Martin Dembski, M.Sc., Prof. Dr.-Ing. Alexander Stahr