Lizard Cloud
Doppelt gekrümmter Pavillon aus ebenen gesteckten Plattenwerkstoffen
Wie baut man aus ebenen Platten eine doppelt gekrümmte Fläche? Architektonische Schalen sind materiell hocheffiziente, räumlich gekrümmte, dünnwandige Strukturen. Die Herausforderung ihrer Realisierung als Bauwerk besteht bis heute in der materiellen Abbildung ihrer räumlichen Geometrie. Basierend auf dieser Projektidee entwickelte FLEX einen Messepavillon mit variabel gekrümmter Oberfläche (B 5,12 m x T 3,42 m x H 3,23 m) als ein sich räumlich arretierendes Stecksystem aus individuell zugeschnittenem Plattenwerkstoff. Die gezielt eingesetzte lösbare Verbindung und die geometrisch intelligente Schnittführung führt zu der hohen Formenvielfalt des Gesamtbauwerkes.
Die Entscheidung für eine semidurchlässige Haut erlaubte es, die einzelnen Krümmungsradien und die Lage der Verbindungspunkte einzig nach statisch-konstruktiven Maßgaben zu definieren. Die Generierung und exakte Herstellung der geometrisch individuellen Segmente konnte hierbei nur unter konsequenter Nutzung digitaler Planungs- und Fertigungswerkzeuge gelingen.
Entwurfsidee
Die schuppenförmige Anordnung von rhombenförmigen, gefalteten Platten fand ihre Inspiration in der Natur. Dies resultiert in einer dreidimensionalen und sich somit selbst aussteifenden Struktur. Das Prinzip des doppelt verschränkten Steckens und der räumlich „windschief“ angeordneten Einzelelemente ermöglicht deren werkzeuglose Fügung zu einer in sich stabilen Konstruktion mit einer in sich großen Konstruktionstiefe. Zudem ist diese leicht aufzurichten, da jedes Element lediglich einen Einschnitt zur Verbindung mit dem Nachbarelement besitzt.
Verbindung
Ein wesentliches Element der technischen Ästhetik und Klarheit der Struktur ist der nahezu vollständige Verzicht auf standardisierte Verbindungsmittel. In einem aufwändigen Forschungs- und Entwicklungsprozess wurde die Lokalgeometrie im Verbindungsbereich der Elemente mehrfach analysiert und untersucht bis schlussendlich die Individualität des Zuschnitts nicht nur auf den Umriss der Paneele, sondern auch auf deren Verbindungsbereich appliziert werden konnte. Das räumlich mehrfach verschnittene Ineinanderstecken der Einzelteile gibt der Struktur die notwendige Steifigkeit und zeigt gleichsam mit ihren nicht unbeträchtlichen Verformungen einen durchaus interessanten Ansatz im Sinne nachgiebiger, adaptiver Tragwerke.
Umsetzung
Aufgrund ihres Strukturprinzips besitzt die Lizard Cloud eine ganz eigene Ästhetik, die den architektonischen Raumbegriff auf technisch intendierte Art und Weise völlig neu definiert. Es entsteht ein klar umgrenzter Raum der intensiv mit dem Verhältnis von innen und außen spielt und aus unterschiedlichen Blickwinkeln immer neue Perspektiven offeriert. Gleichsam repräsentiert die Struktur nahezu beiläufig eine beispielhafte Ressourceneffizienz - wiegt sie doch bei einer Oberfläche von zirka 40 m² gerade einmal 135 kg!
Ausstellung und Veröffentlichung
Die Lizard Cloud wurde erstmalig auf der Designers Open 2013 in Leipzig präsentiert und beeindruckte dort sowohl Besucher*innen als auch Fachleute.
Im April 2015 wurd im DBZ-Magazin für junge Architekten "Der Entwurf" der Beitrag "Lizard Cloud - Maximale Funktionalität" veröffentlicht (S.10-11).
Projektbeteiligte
Bearbeiter*innen: | |
Anne Wölfel, B.A. | Marius Zwigart, M.A. |
Christian Bobsin, B.A. | Max Schuster, B.A. |
Dipl.-Ing. Hannes Löschke, M.A. |
Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Alexander Stahr